Besser zuhören: drei Tipps, um Zuhören zu lernen

Reden ist Silber, Zuhören ist Gold. So könnte das Resümee meines Beitrags Warum Menschen zuhören lauten. Eine Frage habe ich darin offengelassen:

Wie können wir bessere Zuhörer werden?

Gutes Zuhören ist vor allem eine Frage der inneren Einstellung.
Wer nicht zuhören will, wird auch nicht zuhören. Wie oft haben Menschen dir das Gefühl gegeben, dass deine Worte sie nicht interessieren?
 
Ein guter Zuhörer hat ein aufrichtiges Interesse an seinem Gesprächspartner und ist offen dafür, Neues zu erfahren. Er fragt nach, wenn er etwas nicht verstanden hat und achtet auf die Körpersprache des Anderen, da sie einen Teil der Botschaft transportiert.
 
Schlechte Zuhörer zeichnen sich durch einen ich-bezogenen Kommunikationsstil aus. Sie überlegen sich ihr nächstes Argument, während der Andere noch spricht. Sie unterbrechen, bevor der Andere seinen Punkt zu Ende gebracht hat. Sie versuchen nicht, ihren Gesprächspartner richtig zu verstehen. Ihr Ego verhindert einen echten Austausch.
 
Natürlich kann man Menschen nicht einfach in gute und schlechte Zuhörer einteilen. Jeder hört mal besser und mal schlechter zu.
 
Würde die Welt ein besserer Ort sein, wenn Menschen sich richtig verstehen würden? Davon bin ich überzeugt. Und du kannst heute einen Anfang machen, indem du diese Tipps liest und verinnerlichst.

Wie wird man ein guter Zuhörer? Diese drei Tipps werden dir helfen.

1. Präsent sein

Ein präsenter Zuhörer ist entschlossen, sich zu 100 Prozent auf ein Gespräch einzulassen und alle Nebengeräusche auszublenden. Kein Blick auf das Smartphone, kein Blick zu anderen Personen. Der Blick bleibt immer beim Gesprächspartner.
 
Zur Präsenz gehört auch, andere Menschen nicht zu beurteilen, sondern zu versuchen, sie anzunehmen und richtig zu verstehen. Wer in Gesprächen belehrt und permanent seine eigene Meinung kundtut, ist kein guter Zuhörer. Meist wollen Menschen keine Ratschläge – sie wollen nur verstanden werden. Und wenn sie doch Ratschläge brauchen, werden sie es wahrscheinlich sagen.

2. Aktives Zuhören

Eine Person anzuhören und eine Person richtig zu verstehen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es ist wie bei einem Witz. Wenn du ihn hörst, aber nicht verstehst, wirst du nur aus Höflichkeit darüber lachen. Ähnlich ist es in einem Gespräch. Wenn du jemandem zuhörst, aber seine Botschaft nicht wirklich verstehst, ist das Gespräch für die Katz.
 
Was können wir tun, um jemanden richtig zu verstehen? Die Zauberformel lautet aktives Zuhören. Beim aktiven Zuhören fasst du die Aussagen deines Gesprächspartners immer wieder in eigenen Worten zusammen. Und nicht nur das: Du spiegelst seine Gefühle. Nehmen wir als Beispiel ein Gespräch mit deiner besten Freundin:
 

Sie: „Als der Anruf kam, habe ich einen kleinen Luftsprung gemacht.“

Du: „Das Telefonat hat dich richtig glücklich gemacht.“

Sie: „Ja, ich habe erfahren, dass sich der Vermieter für mich entschieden hat. Meine lange und anstrengende Wohnungssuche ist damit endlich zu Ende.“

Du: „Du bist erleichtert, dass du die Wohnungssuche hinter dich gebracht hast.“

Sie: „Ja, ich war die letzten Tage echt frustriert.“

Du: „Die Wohnungssuche war für dich belastend.“

Sie: „Ja, ich hatte das Gefühl, für keinen Vermieter gut genug zu sein.“

 
Durch aktives Zuhören baust du Vertrauen auf und ermöglichst Menschen, sich zu öffnen. So kommen Dinge ans Licht, die am Anfang des Gesprächs im Verborgenen lagen. Du erfährst die Handlungsmotive des Anderen.
 
Eine empfehlenswerte Lektüre, um das Thema zu vertiefen, ist Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen R. Covey. Er widmet dem aktiven Zuhören ein ganzes Kapitel mit bewegenden Beispielen. Übrigens kommen auch Studien zu dem Schluss, dass aktives Zuhören effektiv ist.

3. Papageientechnik

Was ist, wenn du total müde bist und kaum noch zuhören kannst? Und dir ein guter Freund unbedingt eine Geschichte erzählen will? Dann kannst du ihm sagen, dass du dich nicht imstande fühlst, zuzuhören.
 
Wenn du das nicht willst, gibt es einen Trick, mit dem du deinem Gesprächspartner das Gefühl vermittelst, gehört zu werden, obwohl du ihm nicht richtig folgen kannst: Die Papageientechnik.
 
Die Kommunikationstrainerin Leil Lowndes stellt diese in ihrem Buch Wie man das Eis bricht vor.

Und sie funktioniert so: Gebe die letzten zwei bis drei Worte deines Gesprächspartners als Frage wieder. Und lass ihn anschließend weitererzählen.
 

Er: „Ich war gestern bei einem Rockkonzert, das mich richtig umgehauen hat.“

Du: „Umgehauen hat?“

Er: „Ja, es war eine eher unbekannte Band, doch sie hat eine exzellente Show abgeliefert.“

Du: „Exzellente Show abgeliefert?“

Er: „Ja, es war das beste Konzert seit langem. Der Sänger scheint der geborene Entertainer zu sein.“

Du: „Entertainer zu sein?“

Er: „Er ist sogar mit drei Metern Anlauf ins Publikum gesprungen.“

Du: „Ins Publikum gesprungen?“

Er: „Ja, das Publikum hat ihn gerade so aufgefangen.“

 
Mit dieser Methode entwickelt sich im Gespräch ein solides Ping-Pong. Du wirst sehen.
 
Allerdings müssen wir uns nichts vormachen: Diese Technik ist weit vom aktiven Zuhören entfernt. Denn hier geht es lediglich darum, dem Gesprächspartner das Gefühl zu geben, richtig gehört zu werden.
 
Echte Empathie ist etwas anderes.
 
 

Wer nicht lange und geduldig zuhören kann, der wird am Andern immer vorbeireden und es selbst schließlich gar nicht mehr merken. – Dietrich Bonhoeffer

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