In Emotionale Rhetorik zeigt Anita Hermann-Ruess, wie wir den Weg in das limbische System unserer Zuhörer finden.
Wie erreichen wir, dass wir in unserem Publikum Veränderungen auslösen? Indem wir es auf eine emotionale Achterbahnfahrt schicken.
Laut Hermann-Ruess erreichen wir dies, wenn wir negative Emotionen wecken und anschließend mit positiven Emotionen das Belohnungssystem aktivieren.
In Emotionale Rhetorik leitet Herman-Ruess ihre Empfehlungen aus der Neurowissenschaft ab.
Ihre Ideen fußen auf der Lehre von Persönlichkeitstypen, die auch verschiedenen Verkaufsratgeber wie zum Beispiel Limbic Sales zu Grund liegt.
Diese Punkte haben sich bei mir eingeprägt:
- Abhängig von der Persönlichkeit lässt sich das Belohnungssystem von Menschen auf unterschiedliche Weise aktivieren; für manche ist Sicherheit das wichtigste Motiv, für andere Fortschritt.
- Wir sollten unsere Zuhörer analysieren, damit wir einschätzen können, wie sich ihr Belohnungssystem aktivieren lässt.
- Bei einem großen Publikum müssen wir davon ausgehen, dass verschiedene Persönlichkeitstypen anwesend sind. Deshalb sollten unsere Botschaften auf verschiedene Belohnungssysteme abzielen.
- Guter Inhalt reicht nicht aus, um unsere Kernbotschaft zu vermitteln. Wir müssen ihn richtig verkleiden, zum Beispiel durch Storytelling und rhetorische Stilmittel.
- Alle von uns eingesetzten Stilmittel sollten unsere Kernbotschaft unterstützen.
- Damit unsere Rede effektiv ist, sollten wir auf der Klaviatur von negativen und positiven Emotionen spielen.
Emotionale Rhetorik ist ein leicht zu lesendes Buch, das wertvolle Ideen für die Redevorbereitung bereithält.
Die wissenschaftliche Grundlage der Lehre von „Persönlichkeitstypen“ halte ich allerdings für wackelig. Ich sehe den Versuch kritisch, Menschen auf Grundlage bestimmter Merkmale in Kategorien einzuteilen. Außerdem halte ich es für komplex, den eigenen Redestil abhängig vom Publikum zu verändern.
Kann ein Redner, dessen Stärke das Understatement ist, in einer Rede vor „Gewinnertypen“ plötzlich anders auftreten? Kann eine Rednerin, die das Publikum mit emotionalen Geschichten begeistert, bei einer Rede vor Controllern plötzlich zur glaubwürdigen Zahlen-Jongleurin werden? Ich bezweifele das.
Ich kann Emotionale Rhetorik trotzdem empfehlen, da wir lernen, unsere Reden auf die Bedürfnisse des Publikums abzustimmen. Außerdem werden in dem Buch rhetorische Stilmittel teils ausführlich vorgestellt.