Meine ersten Vorträge habe ich immer komplett aufgeschrieben und von einem Blatt Papier abgelesen. Dahinter stand die beißende Angst vor einem Blackout.
Vor dem Publikum zu stehen und kein Wort herauszubekommen – das war für mich die ultimative Horrorvorstellung.
Ich litt damals unter starker Redeangst. Der bloße Gedanke an einen bevorstehenden Vortrag löste in mir ein intensives Kribbeln aus und raubte mir nachts den Schlaf.
Nachdem ich den Toastmasters beigetreten bin, überzeugten mich andere Mitglieder, einen Vortrag mit Karteikarten zu halten. Ich hatte meine Bedenken, doch es lief wie am Schnürchen. Einige Vorträge später verzichtete ich komplett auf Notizen.
Wenn ich heutzutage eine Rede halte, die unter zehn Minuten lang ist, benutze ich keine Notizen. Ich drucke mir lediglich Stichworte aus und lege sie auf das Rednerpult, falls ich mal feststecken sollte. Bei längeren Vorträgen benutze ich Karteikarten.
Eine frei gehaltene Rede ermöglicht dir, spontan auf deine Zuhörer einzugehen.
Wenn du siehst, dass ein Zuhörer deiner Rede nicht mehr folgt, kannst du ihn 2-3 Sekunden direkt anschauen und damit „zurückholen.“
Eine Rede frei zu halten, ist einfacher, als viele denken. Es ist in erster Linie eine Frage der Vorbereitung und der Übung.
Du fragst dich vielleicht: „Wie um Himmels willen soll ich mir den gesamten Redetext merken?“ Das musst du nicht. Es ist völlig in Ordnung, wenn du die eine oder andere Information auslässt. Wahrscheinlich wirst du eher unwichtige Informationen weglassen. Bedenke, dass sich Zuhörer im Durchschnitt nur ein bis zwei Punkte deiner Rede merken.
Um dir deine gesamte Rede zu merken, kannst du auch Gedächtnistechniken einsetzen. Ich verwende gerne den „Memory Palace“. Das Buch Erfolgs-Gedächtnis ist exzellent, um dich mit dem Thema vertraut zu machen.
Fazit:
Es ist nicht empfehlenswert, eine Rede komplett abzulesen. Denn dadurch entfällt die Möglichkeit, durch Blickkontakt mit dem Publikum eine emotionale Verbindung aufzubauen. Würdest du in ein Theater oder einen Kinofilm gehen, wenn die Schauspieler ihren Text ablesen würden?
Tipps für die Benutzung von Karteikarten
Kurze Stichpunkte sind für Karteikarten besser geeignet als ganze Sätze. Wenn du Sätze auf die Karteikarten schreibst, besteht die Gefahr, dass du zu viel abliest und somit die Gelegenheit verpasst, deinen Vortrag mit Spontaneität aufzulockern.
Denke daran, deine Karteikarten zu nummerieren. In der Hitze des Gefechts kann es leicht passieren, dass Karteikarten falsch sortiert sind oder aus der Hand fallen. Nummerierte Karteikarten sind in solchen Situationen ein echter Rettungsanker.
In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Benutzung von Karteikarten.
Servus Alex,
ich finde vor allem Deinen folgenden Punkt als Lektion super: Man muss sich gar nicht einen ganzen Text eins zu eins merken. Sollte man ein Detail (im Sinne von nice-to-know) nicht erzählen, fällt es nämlich in aller Regel nicht auf.
Wichtig ist vielmehr, dass die Kernbotschaft ankommt und die Struktur passt.
Wenn ich eine Rede bzw. einen Vortrag mehrmals übe, verfestigt sich die Struktur zudem sowieso! Einige Formulieren bleiben mir sogar als besonders gelungen hängen, sodass ich die auch im Ernstfall verwende, z.B. gute Überleitungen.
Liebe Grüße,
Nic
Hallo Nic,
danke für dein Feedback!
So sehe ich das auch – wenn man als Redner über einen gewissen Erfahrungsschatz verfügt, kann man ohne Probleme frei vortragen.
Das Publikum merkt ohnehin nicht, wenn man etwas weglässt. Und wie gesagt: Man lässt meist nur Dinge weg, die ohnehin nicht so wichtig waren.
LG
Alex