Interview mit Manuela Stamm (Stimmcoach und Moderatorin)

Stimm- und Rhetoriktrainerin Manuela Stamm.

Die Stimme ist für Redner eines der wichtigsten Werkzeuge. Dass man den Gebrauch seiner Stimme trainieren kann, habe ich auf einem Workshop mit Manuela erfahren. Noch heute greife ich regelmäßig auf einige der Kniffe zurück, die ich in ihrem Workshop gelernt habe. In diesem Interview erklärt sie uns unter anderem, wie wir den Gebrauch der Stimme verbessern können.

1. Als Trainerin und Coach berätst du Menschen, die ihre Präsentationsfähigkeiten verbessern wollen. Was fasziniert dich an dieser Aufgabe?

Jeder Auftrag ist anders und das macht es für mich so spannend. Es gibt für mich kein Schema F, das auf alles und jeden angewandt werden kann. Besonders bei Präsentationen kommt es darauf an, so dicht wie möglich bei sich zu bleiben. Wie es immer so schön heißt: authentisch sein. Im Training bedeutet das, zu schauen, was zu der jeweiligen Person passt.

2. Was sind für dich die Merkmale einer gelungenen Rede?

Wenn ich denke, “Oh, schon vorbei!” und ein Lächeln im Gesicht habe. In der Regel haben wir bei Vorträgen eine Aufmerksamkeitsspanne von 5 – 10 min. und das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die meisten Vorträge 20 min. bis 90 min. dauern. Um so wichtiger ist es, mit Abwechslung, Humor und vor allem Einfachheit zu arbeiten. Menschen hören gerne Geschichten. Also warum nicht den Inhalt als eigenes Erlebnis oder als Story verpacken. Auch für uns wird es dadurch einfacher, den Text sicher und frei zu sprechen.

3. Du gibst auch Workshops zum Thema Stimmtraining. Mit welchen Tricks können Menschen den Gebrauch ihrer Stimme verbessern?

Ja, die Stimme liegt mir tatsächlich besonders am Herzen, wenn es ums Auftreten geht, egal ob nun auf der Bühne oder im Konferenzraum. Aus meiner Sicht sind dabei die zwei wichtigsten Punkte die Nutzung der Eigentonlage und die Atmung.
 
Mit der Eigentonlage wird der Ton bezeichnet, den jeder Mensch ganz individuell von Geburt an mitbringt. Man sollte es nicht glauben, doch viele von uns haben diesen Ton verloren und sprechen oftmals zu hoch. Menschen, deren Stimme im Eigenton klingt, haben deutlich höhere Sympathiewerte. Sie klingen ausdrucksvoll, hören sich authentisch an, klingen wohltönend. Ob man in der Eigentonlage spricht, kann man überprüfen, indem man eine Hand auf den Brustkorb legt und laut spricht. Ist eine deutliche Vibration zu spüren ist alles gut. Wenn nicht, dann mit der Stimme tiefer gehen, so lange bis eine Vibration wahrnehmbar ist. Da kann es schon einmal zu Aha-Erlebnissen kommen.
 
Ähnlich ist es auch bei der Atmung. Durch gesellschaftliche Einflüsse verlieren wir im Laufe der Zeit häufig den Bezug zu unser Tiefenatmung. Angst, Druck und Stress lassen die Atmung aus dem Bauch in den Brustbereich wandern, in die Hochatmung. Sie macht uns kurzatmig und lässt das Sprechen anstrengend und die Stimme dünn werden.
Hier sind Yoga-Übungen gut geeignet. Um ein Gefühl für die Bauatmung zu bekommen, legt man sich flach auf den Rücken und legt ein Buch auf den Bauch. Das Buch sollte sich mit jedem Atemzug heben und senken.

4. Was können Redner tun, um auf der Bühne mehr Präsenz zu gewinnen?

Wie Oma schon sagte: Kopf hoch, Brust raus. Den Körper in eine Siegerpose bringen und sich auf das Publikum freuen, auch wenn wir uns vielleicht in dem Moment gar nicht so fühlen. Tatsächlich hat die Körperhaltung einen direkten Einfluss auf unsere innere Haltung und auf die Stimme. Wie heißt es so schön, die Stimme folgt dem Körper. Übrigens kann man das sehr gut im privaten Bereich ausprobieren. Drängelt sich jemand an der Kasse vor, dann Kopf hoch, Brust raus, fester Stand – also mal so richtig aufbauen- und mit tiefer, fester Stimme: “Entschuldigung, habe ich mich hinter Sie gedrängelt?” Mal sehen was passiert.

5. Was bringt es Menschen im Alltag, wenn sie den Gebrauch ihrer Stimme und ihre Körpersprache verbessern?

So einiges. Ein Beispiel habe ich eben schon gegeben. Sie werden klarer, souveräner, authentischer und damit auch selbstbewusster wahrgenommen. Das trifft für das erste Date ebenso zu wie für Beschwerden, Gehaltsverhandlungen und Gespräche mit schwierigen Kollegen. Je öfter wir üben, desto geläufiger und selbstverständlicher wird uns eine kraftvolle Stimme und Körpersprache. Zudem stellen sich positive Erfahrungen ein. Daran kann man sich dann wunderbar im Ernstfall im Job erinnern.

6. Du warst für einige Jahre Mitglied beim Redeclubs Toastmasters. Was hat es dir gebracht?

Unglaublich viel. Ich war ziemlich aufgeregt bei den ersten Malen. Das regelmäßige Üben – also auch hier die Geläufigkeit – die Tipps für eine gute Rede und das Feedback haben mir persönlich viel gebracht. Einiges, was wir in Stresssituationen machen, merken wir selbst gar nicht. Da ist es sehr hilfreich, wohlwollend darauf aufmerksam gemacht zu werden. Auch das Abschauen von den anderen Rednern bringt viel.

7. Was sind deine nächsten Projekte und wo findet man dich?

Aktuell leite ich einen Workshop zum Thema “Kommunikationsunterschiede – Mann hört anders als Frau spricht”. Ein spannendes Thema. Die Stimme spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Demnächst stehen einige Trainings zum Thema Stimme und Körpersprache an. Außerdem bin ich als Moderatorin unterwegs, in Konferenzen und bei Podiumsdiskussion.
 
Zu finden bin ich unter www.Manuela-stamm.de, auf Xing und unter moderatoren.org.

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