Kann dir Toastmasters helfen, ein guter Redner zu werden?

Mitglieder des Redeklubs Toastmasters haben das Ziel, bessere Redner und Führungskräfte zu werden. Kann dir Toastmasters helfen, dein Lampenfieber abzubauen und dich als Redner weiterzuentwickeln?

 

Mein Weg zu den Toastmasters

In einem Buch über Netzwerken lese ich über Toastmasters und werde neugierig. Ein Klub, der Redner ausbildet? Da ich das Konzept interessant finde, gehe ich zur Veranstaltung der Berliner Redekünstler. Ich bin erstaunt, dass die Reden ohne Notizen gehalten werden und die Redner kaum Füllwörter verwenden. Hier sind offensichtlich Profis am Werk!

Nach einer kurzen Verschnaufpause sollen Spontanreden gehalten werden. Ein Mitglied fragt mich, ob ich mitmachen will. Ich erkläre mich bereit und werde kurz darauf vom Moderator auf die Bühne gebeten. Mein Redethema ist eine Postkarte, auf der ein chinesischer Tempel abgebildet ist. Ich halte die Postkarte in meiner Hand, bin furchtbar nervös und stammele mir etwas aus der Hüfte. Es fällt mir schwer, meine Gedanken zu ordnen und in Worte zu fassen. Ich bin erleichtert, als mir eine Lampe signalisiert, dass meine Redezeit vorbei ist.

Mir wird an diesem Abend klar, dass Toastmasters genau das ist, was ich brauche. Ich will meine Nervosität abbauen und ein souveräner Redner werden. Ich reiche noch am selben Abend meinen Mitgliedsantrag ein.

Vier Jahre später habe ich aufgehört, die Reden zu zählen, die ich bei Toastmasters gehalten habe. Ich habe als Präsident einen Berliner Klub geleitet und an Rede-Wettbewerben teilgenommen.

Klar strukturierte Abende, Spontanreden

Ob in New York, London oder Berlin – Toastmasters-Abende haben überall die gleiche Struktur. Auf manch einen Gast mag dies starr wirken. Doch die Struktur hat sich bewährt und sorgt dafür, dass Abende geschmeidig verlaufen.

Eine Veranstaltung der Toastmasters besteht aus drei Teilen:

  1. Vorbereitete Reden
  2. Stegreifreden
  3. Bewertung der vorbereiteten Reden (Bewertungsreden)
  1. Bei den vorbereiteten Reden, pro Abend meist vier, suchen sich die Redner ein beliebiges Redethema aus. Ein Aspekt des Präsentierens wird besonders geübt, z.B. Körpersprache oder Stimmvariation. Das Feedback ist ausgiebig: Nach der Rede werden die Mitglieder aufgefordert, einen Bewertungszettel für den Redner auszufüllen. Zudem erhält der Vortragende eine Bewertungsrede (siehe Punkt 3).
  1. Stegreifreden: Ein Moderator denkt sich Themen aus, zu denen andere Toastmaster Spontanreden halten sollen. Dieser Abschnitt zerrt besonders an den Nerven, da nur der Moderator weiß, wer aufgerufen wird. Die Dauer einer Stegreifrede beträgt 1-2 Minuten. An den Spontanreden dürfen sich auch Gäste beteiligen.
  1. Mitglieder halten Bewertungsreden, um den Rednern für ihre vorbereiteten Reden Feedback zu geben. Viel Zeit für die Vorbereitung haben die Bewerter nicht – deshalb sind auch die Bewertungsreden spontan.

 

Feedback an allen Ecken und Enden. Sogar Füllwörter werden gezählt

Die für mich größte Stärke der Toastmasters besteht im detaillierten Feedback, das du als Redner erhältst. Ein Zeitnehmer misst, ob die vorgesehene Zeit eingehalten wurde. Ein Bewerter des Sprachstils achtet auf korrekten Sprachgebrauch. Ein Äh-Zähler informiert die Redner, wie oft sie Füllwörter benutzt haben. Er hat eine Klingel, die er betätigt, wenn Redner während einer Rede ein Füllwort benutzen. Dies hilft enorm, um den Gebrauch von Füllwörtern zu reduzieren. Neue Mitglieder bekommen außerdem ein erfahrenes Mitglied als Mentor an die Seite. Er unterstützt sie bei den ersten drei Redeprojekten.

Toastmasters-Veranstaltungen haben auch Wettbewerbscharakter: Nach jedem Abschnitt wählen die Mitglieder und Gäste die beste Rede. Die Sieger werden am Ende vom Präsidenten des Klubs bekannt gegeben.

Wertschätzender Umgang steht im Mittelpunkt

Für Gäste ist gewöhnungsbedürftig, wie häufig bei Toastmasters geklatscht wird. Wertschätzende Kommunikation und Applaus durchdringen den gesamten Klubabend. Anerkennung bekommt jeder, der sich traut, nach vorne zu gehen und eine Rede zu halten. Und wenn eine Rede völlig daneben geht? Dann gibt es trotzdem Applaus.

Durch diese Kultur der Wertschätzung wandeln sich ängstliche, gehemmte Redner zu charismatischen und selbstsicheren Rhetorikern.

Rhetorik-Seminare sind Silber, Toastmasters sind Gold

Ich habe niemanden erlebt, der als aktives Toastmasters-Mitglied nicht gewachsen ist. Wenn du im Job leidest, weil es dir schwer fällt, zu präsentieren, bist du bei Toastmasters genau richtig. Du bekommst ein Umfeld, indem du dich nach deinem eigenen Tempo weiterentwickeln kannst. Gleichzeitig wirst du immer wieder von anderen Mitgliedern motiviert, deine Komfortzone zu verlassen und als Redner zu wachsen. Du siehst dich selber als bereits guter Redner und willst dich steigern? Auch dann empfehle ich dir Toastmasters. In jedem Klub gibt es erfahrene Mitglieder, die erkennen, in welchen Bereichen du noch an dir arbeiten kannst. In Wettbewerben kannst du dich mit einigen der weltbesten Redner messen.
Können Rhetorik-Seminare mithalten? Das erfährst du in meinem Beitrag über Rhetorik-Workshops.
 
Wenn du an einem Treffen der Toastmasters teilnehmen willst, findest du hier eine Übersicht aller Klubs in Deutschland.
 
Hast du Fragen zu Toastmasters? Dann kontaktiere mich!
 
Foto: ©Fotolia

2 Gedanken zu „Kann dir Toastmasters helfen, ein guter Redner zu werden?

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