Lampenfieber stellt für Betroffene eine große Belastung dar.

Lampenfieber: Woher kommt Redeangst und wie kann man sie überwinden?

Angstschweiß, Panikattacken, Blackouts: Lampenfieber tritt in verschiedenen Gewändern auf und stellt für Betroffene eine große Belastung dar.

Umfragen an amerikanischen Universitäten haben ergeben, dass die Angst vor der Rede die größte Angst überhaupt ist.

 

Woher kommt dieses tief verwurzelte Lampenfieber?

Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals irgendjemand gestorben ist, weil er vor Publikum gesprochen hat. Oder, dass ein Publikum Steine auf einen Redner geworfen hat, weil es mit seinem Vortrag nicht zufrieden war. Psychologen, die sich mit Angststörungen beschäftigen, gehen bis in die Steinzeit zurück um soziale Ängste wie die Redeangst zu erklären. Die ersten Menschen wurden wahrscheinlich häufig von körperlich überlegenen Raubtieren gejagt. Die wirkungsvollste Strategie, um in dieser Welt zu überleben, war das Leben in Gruppen. Die Gruppenmitglieder passten aufeinander auf und verteidigten sich gemeinsam gegen Angreifer. In diesem Kontext war für die ersten Menschen vor allem eines lebensbedrohlich: soziale Ausgrenzung. Die ersten Menschen konnten nur überleben, wenn sie in ihrer Gruppe akzeptiert wurden. Psychologen sind sich sicher, dass Lampenfieber aus dieser Urangst vor sozialer Isolation entsteht. Wir fürchten und nicht davor, eine Rede zu halten, wir haben Angst davor, als Folge unseres Auftritts soziale Ausgrenzung zu erfahren.
 
Wenn wir uns diese Zusammenhänge klar machen, wird deutlich: Lampenfieber ist völlig normal. Und da wir es mit einer Urangst zu tun haben, werden wir die Redeangst wahrscheinlich nicht komplett abschütteln können. Aber wir können lernen, mit ihr umzugehen.

Wie besiege ich mein Lampenfieber?

Mir hat jahrelang der bloße Gedanke an eine Rede den Schweiß auf die Stirn getrieben. Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, um meine Redeangst loszuwerden. Ich habe meine Rede auswendig gelernt. Ich habe sie zu Hause vor dem Spiegel geübt. Ich habe mir ein Mantra ausgedacht und immer wieder mir selbst gesagt: „Ich bin ein guter Redner.“ Was hat es gebracht? Nichts.

 
Mir hat nur eine Sache wirklich geholfen, um mit meinem Lampenfieber klarzukommen. Ich habe angefangen, es bedingungslos zu akzeptieren. Wenn ich heute Angst vor einem Auftritt habe, sage ich zu mir selbst: „Ich habe Angst. Und das ist ok.“ Wenn wir gegen unsere Redeangst kämpfen, wird sie nur noch stärker. Deshalb: Akzeptiere, dass du vor einer Rede nervös bist. Mache das Lampenfieber zu deiner Freundin. Mir hilft es immer, wenn ich mich kurz vor dem Auftritt auf meinen Atem konzentriere und dabei das Gefühl der Nervosität genau spüre. Andere Redner haben mir berichtet, dass lockerer Small Talk vor der Rede dazu führt, dass sich die Redeangst abschwächt. Wichtig ist auch eine gute Vorbereitung. Wenn du deine Rede sorgfältig vorbereitet hast und ein paar Mal vorgetragen hast, fühlst du dich deutlich sicherer. Je mehr Erfahrung du als Redner hast, desto geringer ist grundsätzlich dein Lampenfieber. Ob dir Rhetorik-Seminare helfen können, deine Redeangst zu besiegen, erfährst du in diesem Artikel.
 
Redeangst steigert das Redeniveau

Sollte es überhaupt unser Ziel sein, unsere Redeangst abzulegen? Ich bin der Meinung: Nein! Denn ein gewisses Maß an Redeangst macht uns besser! Die Nervosität in unserem Bauch hilft uns dabei, emotionaler und zu reden. Wir zeigen dem Publikum, dass uns der Redeanlass wichtig ist. Wenn dieser gewisse Grad an Anspannung nicht gegeben ist, laufen wir Gefahr, unsere Rede „runterzuleiern“ und im Publikum keine Emotionen zu wecken. Denn Nervosität ist letztlich nichts anderes als Energie. Energie, die uns zu charismatischen Rednern macht.
 
Foto: lizenzfrei von pixabay

4 Gedanken zu „Lampenfieber: Woher kommt Redeangst und wie kann man sie überwinden?

  1. Super Artikel über Lampenfieber!
    Ich hatte selber lange damit zu kämpfen und mir fälllt an meiner Uni wieder einmal auf wie extrem verbreitet diese Angst ist.
    In diesem Zusammenhang liebe ich das Zitat von Mark Twain:
    „There are two types of speakers. 1. the nervous and 2. liars“ 🙂
    Danke für den Artikel.

    1. Hallo Gustav,
      ja, dieses verflixte Lampenfieber.
      Ich hatte damit als Student ebenfalls zu kämpfen, konnte nachts manchmal kein Auge zudrücken.
      Regelmäßige Übung bewirkt allerdings Wunder, wobei ein kleines bisschen Nervosität wohl immer bleibt.
      Danke für das treffende Zitat.

      LG
      Alex

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