Jeder erfahrene Redner kennt diese Situation. Man ist Mitten in seinem Vortrag und plötzlich geht irgendwo im Publikum eine Hand hoch. Oder: Ein Zuhörer fragt einfach los, ohne vorher die Hand zu heben.
Wie geht man als Redner am besten damit um? Sollte man die Frage beantworten oder ignorieren? Was ist der Königsweg im Umgang mit Publikumsfragen?
In diesem Beitrag präsentiere ich vier Möglichkeiten, wie du mit Publikumsfragen umgehen kannst.
Erste Option: Fragerunde am Schluss
Du kannst am Ende des Vortrags eine Fragerunde anbieten und auf diese verweisen, wenn ein Zuhörer während der Rede eine Frage stellt.
Du solltest zunächst abwägen, ob eine Fragerunde überhaupt sinnvoll und umsetzbar ist. Bei Vorträgen mit hohem Theorieanteil wird das Publikum eine Fragerunde definitiv zu schätzen wissen. Allerdings scheitert sie oftmals bereits an der begrenzten Redezeit oder an Vorgaben seitens des Veranstalters.
Bei Reden, die vor allem auf Unterhaltung abzielen, kann eine Fragerunde den Gesamteindruck trüben.
Wie ein gutes Rockkonzert sollte ein unterhaltender Vortrag seinen Höhepunkt am Schluss haben. Anschließend sollte sich der Redner den Applaus abholen und die Bühne verlassen. Eine Fragerunde kann die Energie nach unten ziehen. Das wäre in etwa so, als würde eine Rockband direkt im Anschluss an ein famoses Konzert eine Autogrammstunde geben.
Also: Fragerunden bitte nur bei Vorträgen, die der Informationsvermittlung dienen.
Zweite Option: persönliches Gespräch anbieten
Diese Methode eignet sich, wenn eine Fragerunde nicht vorgesehen ist. Man sagt dem Fragensteller, dass man seine Frage nach dem Vortrag in einem persönlichen Gespräch beantworten wird. Die meisten Fragensteller geben nach dieser Antwort Ruhe.
Dritte Option: Frage direkt beantworten
Die aus meiner Sicht schlechteste Wahl. Wenn du während deines Vortrags auf Publikumsfragen eingehst, drohen dir folgende Nachteile:
- Du hältst die vorgesehene Redezeit nicht ein.
- Du verlierst den Faden.
- Du verlierst deine Autorität.
Der letzte Punkt ist besonders wichtig. Eine Rede ist immer auch ein Führungsinstrument. Dein Verhalten hat eine große Strahlkraft auf das Publikum.
Wenn du zulässt, dass jemand aus dem Publikum dich unterbricht, kannst du als schwach wahrgenommen werden. Darunter kann die Glaubwürdigkeit deines gesamten Vortrags leiden. Außerdem können sich andere Zuhörer angehalten fühlen, ebenfalls Fragen zu stellen und damit eine unkontrollierbare „Fragenlawine“ in Gang setzen.
Es kann aber auch Situationen geben, wo es am besten ist, die Frage sofort zu beantworten. So kann es sein, dass jemand eine Frage stellt, die viele andere Zuhörer ebenfalls bewegt. Vielleicht hast du etwas nicht gut genug erklärt oder einen wichtigen Punkt vergessen.
Vierte Option: Fragensteller ignorieren
Bei einem großen Publikum kann ein Redner damit durchkommen, einen Zuhörer einfach nicht zu beachtet. Er kann so tun, als habe er den erhobenen Arm nicht gesehen oder die Frage nicht gehört.
In kleinen Gruppen ist das deutlich schwieriger. Eine ignorierte Frage kann den Fragensteller dazu verleiten, noch vehementer zu fragen und den Vortrag zu stören.
In den meisten Fällen ist es besser, den Fragensteller zumindest zu Wort kommen zu lassen.
Fazit:
Letztlich ist es immer eine Einzelfallentscheidung, wie man mit einer Publikumsfrage umgeht. Du solltest immer ein stückweit auf dein Bauchgefühl vertrauen.
Bei theorielastigen, informierenden Vorträgen ist es ratsam, nach dem Vortrag eine kurze Fragerunde anzubieten, sofern es die Zeit zulässt.
Bei sehr langen Vorträgen kann man auch über den Vortrag verteilt mehrere kurze Fragerunden einbauen, so wie es in Univorlesungen üblich ist.
Wenn eine Fragerunde nicht vorgesehen ist, kannst du dem Fragensteller anbieten, sein Anliegen nach dem Vortrag in einem persönlichen Gespräch zu klären. Eine Frage mitten im Vortrag zu beantworten ist meistens die schlechteste Option – es sei denn, das gesamte Publikum profitiert von der Antwort.