Vom ersten Redekonzept bis zum Vortrag – mit der richtigen Redevorbereitung wird Ihre Rede gelingen!
Ob eine Rede gelingt, hängt entscheidend davon ab, ob Sie sich bei der Vorbereitung die richtigen Fragen stellen. Wer sind meine Zuhörer? Was erwarten diese von meinem Vortrag? Und viele andere.
Wenn Sie diesen Beitrag durchlesen, werden sie bei der Vorbereitung alle wesentlichen Punkte beachten.
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Inhaltsverzeichnis
Vorüberlegungen
Es kostet viel Zeit, eine gute Rede vorzubereiten. Professionelle Redenschreiber kalkulieren, dass eine Minute Redezeit dreißig Minuten Vorbereitungszeit beansprucht. Deshalb sollten Sie zunächst klären, welchen Stellenwert der Vortrag für Sie hat. Wenn er für Ihre Karriere oder Ihr Unternehmen wichtig ist, kann es sich lohnen, an jedem Satz zu feilen. Für eine bedeutende Rede im privaten Rahmen (z. B. eine Hochzeitsrede) gilt das natürlich auch.
Möglicherweise ist die Rede für Sie persönlich nicht so wichtig, dafür aber für das Publikum. Man denke an Steve Jobs Vortrag bei einer Zeremonie für Absolventen der Stanford University. Die in die Vorbereitung investierte Zeit sollte immer dem Wert der Rede entsprechen.
Rahmenbedingungen
Analysieren Sie das Umfeld Ihres bevorstehenden Auftritts, bevor Sie anfangen, Ihre Rede zu schreiben. Eine Rede gelingt, wenn der Text auf das Publikum und den Veranstaltungsrahmen abgestimmt ist. Wenn Sie eine Rede auf einer Veranstaltung mit gemischtem Publikum halten, sollten Sie auf Fachsprache verzichten. Wenn Sie auf einer Fachtagung Ihrer Branche sprechen, darf Ihr Vortrag deutlich mehr Vorwissen voraussetzen.
Veranstaltungsraum
Informieren Sie sich vorab über die Ausstattung des Raumes. Gibt es ein Pult, auf dem Sie Ihr Manuskript ablegen können? Andernfalls müssen Sie das Manuskript in der Hand halten und mit gebücktem Kopf vortragen. Ein kontinuierlicher Blickkontakt wird für Sie somit unmöglich. Sie sollten die Raumgröße auch im Hinblick auf Ihre Power Point Präsentation beachten. Wenn Sie in einem großen Raum vortragen, sollten Sie eine Schriftgröße verwenden, die auch Zuschauer in den hinteren Reihen erkennen können.
Ablauf der Veranstaltung
Es kann sich lohnen, vor dem Auftritt das Veranstaltungsprogramm zu studieren. Referieren andere Redner über ein ähnliches Thema und gibt es thematische Schnittmengen? Vielleicht können Sie in diesem Fall den Informationsgehalt der Rede etwas reduzieren. Möglich ist auch, dass ein Vorredner in seiner Rede eine völlig andere Meinung als Sie vertritt. Wenn Sie das wissen, können Sie sich darauf vorbereiten und seine Argumente in Ihrer Rede entkräften.
Sie sollten sich außerdem informieren, ob nach Ihrer Rede eine Fragerunde geplant ist. Trifft dies zu, können Sie Antworten vorbereiten, da die meisten Fragen vorhersehbar sind. Etwas undankbar können Auftritte sein, die den Abschluss einer langen Veranstaltung bilden. Die Aufnahmefähigkeit des Publikums ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eingeschränkt. Versuchen Sie deshalb, unterhaltsame Elemente wie z.B. persönliche Geschichten in Ihren Vortrag einzubauen, oder besser noch: Beziehen Sie das Publikum durch eine Übung oder eine Frage in den Vortrag ein.
Publikum
Bevor Sie Ihre Rede schreiben, sollten Sie Ihr Publikum analysieren. Derselbe Vortrag kann bei verschiedenen Zuhörergruppen eine völlig gegensätzliche Resonanz erzeugen. Das Publikum wird unter anderem durch seine politische Orientierung, Geschlecht, Offenheit, Alter, Bildungsgrad und kulturelle Zugehörigkeit geprägt. Sie können sich die Merkmale Ihres „Durchschnittszuhörers“ auf einen Notizzettel schreiben und an den Monitor kleben. Somit verlieren Sie seine Perspektive während des Redenschreibens nie aus den Augen.
Redethema auswählen
Im Beruf ist die Auswahl des Redethemas meistens kein Wunschkonzert.
Sie können jedoch häufig entscheiden, welchen Aspekt eines Themas Sie beleuchten wollen. Bei festlichen Anlässen sind Sie bezüglich der Themenwahl meist viel freier.
Doch das macht es nicht unbedingt einfacher.
Viele Redner tun sich schwer damit, ein geeignetes Thema für Ihren Vortrag zu finden. Oftmals misstrauen sie ihrer ersten Eingebung und machen es sich somit unnötig schwer. Mir fällt es leichter, ein Redethema zu finden, wenn ich mir eine Deadline setze.
Im Hinblick auf Ihr Thema sollten Sie sich fragen – wird sich mein Publikum dafür interessieren? Und ebenso wichtig: Interessiere ich mich für das Thema? Wenn diese beiden Kriterien erfüllt sind, haben Sie das Fundament für eine erfolgreiche Rede gelegt. Sie sollten über das Vortragsthema außerdem mehr wissen als Ihr Publikum. Das Publikum wird spüren, wenn Sie das Thema nicht beherrschen. Ihre Kompetenz kann außerdem in einer abschließenden Fragerunde auf die Probe gestellt werden.
Das Redethema sollte auf den Anlass abgestimmt sein. Sie wollen Ihr Publikum auf einer Feier doch nicht mit einer Rede langweilen, die reich an Fakten aber arm an Unterhaltung ist?
Ziele der Rede und Redentyp definieren
Wir unterscheiden zwischen inhaltlichen und persönlichen Zielen. Die inhaltlichen Ziele definieren, was Sie mit der Rede beim Publikum erreichen wollen. Soll es sich amüsieren? Oder soll es nach der Rede etwas Bestimmtes tun? Die persönlichen Ziele beschreiben ihre ganz persönliche Motivation. Welchen Vorteil soll die Rede Ihnen oder Ihrer Organisation bringen?
Inhaltliches Ziel
Man kann drei Redentypen unterscheiden, mit denen Sie Ihre inhaltlichen Ziele erreichen können.
- unterhaltende Rede
- informierende Rede
- motivierende Rede
Bei einer unterhaltenden Rede geht es darum, beim Publikum Emotionen zu wecken. Vielleicht wollen Sie es zum Lachen bringen – oder zum Weinen. Eine unterhaltende Rede ist reich an Geschichten und wird durch rhetorische Figuren ausgeschmückt. Beispiele sind eine Dankesrede, eine Tischrede oder eine Rede anlässlich eines Jubiläums.
Eine informierende Rede vermittelt dem Publikum Wissen. Beispiele sind ein Uni-Referat, ein Fachvortrag oder die Vorstellung von Studienergebnissen. Eine klare Gliederung ist wichtig, da es dem Publikum andernfalls schwerfällt, der Rede zu folgen.
Eine motivierende Rede wird gehalten, um das Publikum zum Handeln zu bewegen. Klassische Beispiele sind die Ansprache eines Fußballtrainers in der Halbzeit oder die Wahlkampfrede eines Politikers. Am Ende steht immer der Appell. Da die Kernbotschaft einer motivierenden Rede besonders wichtig ist, wird sie durch rhetorische Stilmittel wie Metaphern und Wiederholungen verstärkt.
Die Wahl des Redentyps bestimmt den Ton der Rede. Bei einer unterhaltenden Rede ist Humor und Pathos erlaubt. Bei einem informierenden Fachvortrag sollten diese Stilmittel höchstens sparsam eingesetzt werden. Auch die Stimmführung und Körpersprache ist mit dem Redentyp verknüpft. Bei einer motivierenden Rede sind große Gesten erlaubt – bei einem Fachvortrag möglicherweise unpassend.
Persönliches Ziel
Bei persönlichen Zielen können wir zwischen offiziellen und inoffiziellen Zielen unterscheiden.
Wenn Sie als Vorsitzender einer gemeinnützigen Organisation Mitglieder überzeugen wollen, dass die Mitgliedsbeiträge erhöht werden müssen, ist das ein offizielles Ziel. Dieses könnten Sie sowohl in eine motivierende, als auch in eine informierende Rede verpacken. Die Forderung wird zumindest implizit in Ihrer Rede erkennbar sein.
Mit dem inoffiziellen Ziel verfolgen Sie eine Agenda, die mit dem Inhalt Ihrer Rede nichts zu tun hat. Möglicherweise wollen Sie sich für einen Aufstieg in Ihrem Unternehmen empfehlen. Oder neue Kunden gewinnen. Vielleicht wollen Sie auch einfach Ihre Organisation bekannter machen.
Machen Sie sich klar, was Sie mit der Rede erreichen wollen.
Kernbotschaft
Die Kernbotschaft bildet das Fundament Ihrer Rede und sollte sorgfältig durchdacht werden. Wenn Sie keine Hauptbotschaft haben, wird das Publikum in Ihrer Rede keinen roten Faden erkennen. Damit ihr Vortrag authentisch und überzeugend ist, sollten Sie selber von ihr überzeugt sein.
Eine Kernbotschaft ist klar und prägnant, wenn sie in einem Satz formuliert werden kann. Sie sollte dem Publikum etwas nützen, sonst lohnt es sich nicht, die Rede zu halten. Formulieren Sie die zentrale Botschaft deshalb aus Sicht des Publikums: „Durch eine vitaminreiche Ernährung kann ich meine Lebensqualität verbessern.“
Behalten Sie die Kernbotschaft immer im Hinterkopf, wenn Sie Ihre Rede schreiben. Jedes Element in Ihrer Rede sollte sie unterstützen.
Planung der Struktur
Bei Vorträgen, die ein kompliziertes Thema behandeln, steht und fällt der Redeerfolg mit der Struktur. Eine stimmige Struktur sorgt dafür, dass in Ihrer Rede ein roter Faden erkennbar ist und hilft dem Publikum, aufmerksam zuzuhören. Wenn Sie in der Rede thematisch springen und die Übergänge zwischen Abschnitten der Rede nicht klar sind, haben Sie das Publikum sofort verloren.
Es gibt in der Rhetorikliteratur verschiedene Ansätze, wie die Redeanteile gewichtet werden sollten. Eine vernünftige Faustregel lautet 15 % Einleitung, 70 % Hauptteil, 15 % Schluss. Grundsätzlich sollte der Hauptteil nie mehr als 80 % und nicht weniger als 60 % der Rede ausmachen (siehe Dall, S. 91). Wichtig ist vor allem, dass die Redeteile in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Der Aufbau einer Rede ist nicht stimmig, wenn der Schluss doppelt so lang wie die Einleitung ist.
Einleitung
Beginnen Sie Ihre Rede nicht direkt mit der Begrüßung des Publikums. Damit würden Sie die Gelegenheit verspielen, von Anfang an Spannung aufzubauen. Wählen Sie einen Einstieg, der packend ist. Zum Beispiel eine persönliche Geschichte, ein aufregendes Zitat oder eine rhetorische Frage. Nach ein bis zwei Minuten können Sie das Publikum begrüßen. Verzichten Sie auf Floskeln wie: „Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind“.
Wenn ihr Vortrag reich an Informationen ist, wird das Publikum Ihnen besser folgen, wenn Sie in der Einleitung die Struktur und/oder die inhaltliche Vorgehensweise vorstellen.
Lesen Sie auch meinen Beitrag über mögliche Redeeinstiege.
Hauptteil
Überlegen Sie, bevor Sie Ihre Rede zu Papier bringen, welche Argumente Sie im Hauptteil ausführen wollen. Und welche Informationen Sie vermitteln wollen.
Ein bewährtes Mittel ist der „Dreisatz“. Führen Sie im Hauptteil drei Argumente aus. Stellen Sie diese bereits in der Einleitung vor, um das Publikum vorzubereiten, z. B.: „Ich möchte Ihnen in meiner Rede drei Gründe vorstellen, die belegen, dass sich eine vitaminreiche Ernährung lohnt.“
Im Durchschnitt wird sich das Publikum nur ein bis zwei Punkte Ihrer Rede merken. Sorgen Sie durch eine klare Struktur und kraftvolle Beispiele dafür, dass einer dieser Punkte Ihre Kernbotschaft ist.
Überfrachten Sie den Hauptteil nicht mit Zahlen und Fakten. Menschen können sich Informationen besser merken, die in Geschichten verpackt sind. Wenn Sie Zahlen präsentieren, sollten diese niemals „nackt“ stehen. Bereiten Sie Diagramme und Charts vor, damit das Publikum die Zahlen in einem Sinnzusammenhang betrachten kann.
Schluss
Das Publikum neigt dazu, sich den Schluss einer Rede besonders gut zu merken. Experten sprechen vom Rezenzeffekt. Laut diesem können wir uns am besten an die Informationen erinnern, die wir zuletzt aufgenommen haben. Aus diesem Grund sollten Sie bei einer informierenden Rede die wichtigsten Punkte im Schlussteil zusammenfassen. Und bei einer motivierenden Rede sollte am Ende ein kraftvoller Appell stehen. So gelingt es Ihnen, das Redeziel zu erreichen.
Eine herausragende Struktur schlägt einen Bogen von der Einleitung bis zum Schluss. Beispielsweise können Sie in der Einleitung eine Geschichte erzählen, das Ende aber erst am Schluss verraten. Oder Sie stellen in der Einleitung eine offene Frage, die Sie am Schluss beantworten. Sie schenken dem Publikum das Gefühl der Erlösung, wenn Sie in der Einleitung ein schwieriges Kapitel Ihres Lebens beschreiben und am Schluss erklären, wie Sie diese Phase gemeistert haben.
Beenden Sie Ihre Rede nicht mit einer Floskel wie „danke für die Aufmerksamkeit“. Wenn Sie eine Kernbotschaft gewählt haben, die für das Publikum einen Nutzen hat und außerdem einen guten Auftritt hingelegt haben, sollte Ihnen Dank gebühren. Runden Sie Ihre Rede lieber mit einem prägnanten Stilmittel ab, z.B. einem Zitat, einer rhetorischen Frage oder einer kurzen Übung, an der das Publikum teilnimmt. Weitere Ideen gibt es in meinem Beitrag über den Redeschluss.
Rede schreiben
Der erste Entwurf
Wenn Sie sich Gedanken über die Struktur und das Publikum gemacht haben und Ihre Kernbotschaft klar ist, sollte Ihnen der erste Redeentwurf leicht von der Hand gehen. Sie sollten diesen nicht überbewerten. Es geht zunächst nur darum, Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und Ihre Ideen in eine Struktur zu gießen. Ein Streben nach Perfektion ist eher hinderlich, da es Ihre Kreativität blockieren kann.
Sie müssen den ersten Entwurf nicht in einem Rutsch schreiben. Erlauben Sie sich, zum Hauptteil zu springen, wenn Sie mit der Einleitung nicht weiterkommen.
Da die Aufmerksamkeit des Publikums mit der Zeit abnimmt, sollten Sie die Rede wie eine umgedrehte Pyramide aufbauen. Behandeln Sie die wichtigsten Informationen und Argumente in der ersten Hälfte der Rede.
Titel der Rede
Der Titel ist die Visitenkarte Ihrer Rede und sollte die Aufmerksamkeit des Lesers wecken. Wie jedes andere Element Ihrer Rede sollte er Ihre Kernbotschaft unterstützen.
Bei einem Redetitel verhält es sich so, wie bei der Schlagzeile eines Artikels. Er erregt Aufmerksamkeit, wenn er beim Publikum Ängste oder Hoffnungen weckt. „Macht eine vitaminarme Ernährung krank?“ – dieser Titel schürt Ängste. Wenn Sie Hoffnungen wecken wollen, könnte der Titel lauten: „Ein längeres Lebens durch vitaminreiche Ernährung?“ Andere Optionen für packende Titel sind u. a. Wortspiele, Zitate oder Übertreibungen.
Wenn Sie im Titel eine Frage aufwerfen, bietet es sich an, diese am Schluss zu beantworten. So bauen Sie einen Spannungsbogen auf.
Einbezug des Publikums
Überlegen Sie, wie Sie das Publikum in die Rede einbeziehen können. Denn: Wenn das Publikum Teil der Rede ist, wird es Ihnen besser folgen.
Sie können das Publikum in die Rede einflechten, indem Sie z. B.:
- zu Anfang eine kurze Publikumsbefragung durchführen.
- eine kurze Übung mit dem Publikum durchführen.
- dem Publikum eine Frage stellen, die es sich selber beantworten soll.
Es ist nicht bei jedem Vortrag möglich, das Publikum einzubeziehen und es sollte niemals zum Selbstzweck passieren.
Lektorat
Die Bedeutung des Lektorats ist kaum zu überschätzen. Im Lektorat können Sie einen mittelmäßigen Redeentwurf in einen Diamanten verwandeln.
Schreiben Sie erst den kompletten Redeentwurf zu Ende und beginnen Sie dann mit der Korrektur. Diese Vorgehensweise ist am effizientesten, da sich Ihr Gehirn so auf eine Aufgabe konzentrieren kann. Wie im ersten Abschnitt beschrieben, sollten Sie die Tiefe des Lektorats von der Bedeutung der Rede abhängig machen. Wenn die Rede für Sie oder das Publikum wichtig ist, kann es sich lohnen, an jedem Satz zu feilen und auf eine perfekte Verknüpfung zwischen Satzteilen zu achten.
Meine besten Reden habe ich nicht an einem Abend erschaffen. Ich habe sie über mehrere Abende geschrieben und lektoriert.
Sprachstil
Achten Sie im Lektorat auf korrekten Sprachgebrauch und verfeinern Sie den Stil.
Folgende stilistische Fehler sollten Sie vermeiden:
- Wortwiederholungen
- Stilblüten
{Stilblüten sind Formulierungen, die durch einen Missgriff in der Wortwahl, Wortstellung oder durch Doppeldeutigkeit ungewollt komisch wirken (Wikipedia).}
- Verwendung von Nominal-, Genitiv- oder Passivkonstruktionen
- Häufiger Gebrauch von Fremdwörtern
- Gebrauch von Anglizismen
Im Lektorat sollten Sie auch den Inhalt hinterfragen. Ist jeder Satz und jedes Beispiel für das Publikum wichtig? Oder gibt es in Ihrer Rede Elemente, die Sie weglassen können? Wenn Sie lange überlegen müssen, kann das Element wahrscheinlich raus.
Manuskript oder Karteikarten?
Denken Sie während des Lektorats darüber nach, ob Sie in Ihrem Vortrag ein Manuskript oder Karteikarten verwenden wollen oder frei sprechen. Falls Sie sich für Karteikarten entscheiden, können Sie schon während des Lektorats Schlüsselwörter markieren, die Sie später auf Karteikarten schreiben.
Auch wenn Sie ein Manuskript verwenden, sollten Sie wichtige Wörter markieren, damit Ihnen diese beim Vortragen sofort ins Auge springen. Machen Sie Pausen durch leere Klammern kenntlich. Wählen Sie eine Schriftgröße, die gut ablesbar ist (18 Punkt). Empfehlenswert ist ein Zeilenabstand von 1,5 Punkten. Heften Sie Ihr Manuskript am oberen rechten Seitenrand zusammen, wenn es mehrere Seiten hat. So können sie problemlos umblättern. Wenn Sie mit Power Point präsentieren, können Sie sich beim Lektorieren Gedanken über die Folienstruktur machen und Stichpunkte für die Folien aufschreiben.
Üben
Sie sind mit dem Redetext zufrieden und blicken Ihrem Vortrag mit Zuversicht entgegen?
Dann können Sie sich darauf konzentrieren, die Rede zu verinnerlichen und die Körpersprache auf den Vortrag abzustimmen.
Beim Üben erkennen Sie, ob das Timing des Vortrags passt und ob es Elemente gibt, mit denen Sie noch unzufrieden sind. Ich nehme meine Vorträge immer mit einer App auf, die wie ein Diktiergerät funktioniert (z. B. Smart Voice Recorder) und höre sie mir anschließend mehrmals an. So erkenne ich, wo ich noch an der Rede feilen kann und ob ich die Pausen optimal gesetzt habe. Gleichzeitig verinnerliche ich den Redetext ganz automatisch. Eine Videoaufzeichnung ist noch aufschlussreicher und in Zeiten von Smartphones mit integrierter Videofunktion kinderleicht.
Natürlich können Sie auch an Ihren Gesten arbeiten, indem Sie vor einem großen Spiegel vortragen. Das bietet sich an, wenn Sie nicht so viel Zeit in die Vorbereitung investieren können oder wollen.
Machen Sie den Umfang Ihrer Vorbereitung davon abhängig, wie sicher Sie sich mit der Rede fühlen und wie wichtig der Vortrag ist. Wenn es nichts zu gewinnen gibt: Lesen Sie vom Manuskript ab! Zur Vorbereitung können Sie den Text ein- bis zweimal durchlesen.
Abzuraten ist davon, den gesamten Redetext auswendig zu lernen. Wenn man überhaupt keine Spontaneität zulässt, droht der Vortrag sehr monoton zu wirken. Es kann Ihnen jedoch den Einstieg erleichtern, wenn Sie die ersten Sätze auswendig können.
Besonders empfehlenswert ist ein Probevortrag vor Bekannten oder Freunden. Vielleicht erkennen diese Schwächen in Ihrer Rede, die Ihnen nicht aufgefallen sind.
Machen Sie sich vor Ihrer Rede möglichst ein Bild von dem Veranstaltungsraum. So können Sie einschätzen, wie viel Platz Ihnen auf der Bühne zur Verfügung steht. Außerdem können Sie die Akustik des Raumes kennenlernen und erhalten eine Vorstellung, wie laut Sie sprechen sollten.
Es kommt natürlich vor, dass für das Üben einfach keine Zeit bleibt. Ich stelle mir dann zumindest für einige Minuten vor dem inneren Auge vor, wie ich den Vortrag halte. Ich stelle mir das Publikum dabei so lebhaft wie möglich vor und versuche, das Gefühl der Nervosität zu spüren. Anschließend fühle ich mich besser auf die Rede vorbereitet und blicke ihr mit mehr Optimismus entgegen.
Nachbereitung
Wenn Sie den Vortrag gemeistert haben: herzlichen Glückwunsch! Belohnen Sie sich, denn für die meisten Menschen stellt ein Vortrag vor Publikum eine erhebliche Überwindung dar.
Sie sollten sich außerdem ein paar Minuten Zeit nehmen und überlegen, wie der Vortrag gelaufen ist. Denn wenn Sie den Auftritt reflektieren, kann Ihr nächster Vortrag noch besser werden.
Ein wichtiger Gradmesser für Ihren Erfolg ist die Reaktion des Publikums. Meistens können Sie an dieser ablesen, ob Ihr Vortrag gut angekommen ist. Wie lautstark war der Applaus? Sind Zuhörer für das Klatschen aufgestanden? Wenn Sie einen guten Vortrag gehalten haben, ist es wahrscheinlich, dass einige Zuhörer nach Ende der Rede zu Ihnen kommen, um sich auszutauschen oder Fragen zu stellen.
Wenn während des Vortrags viele Zuhörer den Raum verlassen haben, sollten Sie Ihre Rede kritisch hinterfragen. War die Kernbotschaft für das Publikum geeignet? Hatte ich eine klare Struktur? Habe ich das Publikum möglicherweise überfordert? Aus Fehlschlägen lernen wir in der Regel mehr als aus Erfolgen, deshalb sollten Sie auch in einem misslungenen Vortrag das Positive sehen.
Sie sollten sich ebenfalls bewusst machen, was besonders gut lief. Denn diese Elemente können Sie in Ihrem nächsten Vortrag verwenden. Fragen Sie Zuhörer gezielt, was Ihnen gefallen hat und wo sie noch Verbesserungsmöglichkeiten sehen. So bekommen Sie einen Eindruck davon, wo Ihre Stärken als Redner liegen und in welchen Bereichen Sie an sich feilen können. Schreiben Sie auf, was Sie in der nächsten Rede anders machen würden.
Quellen
Dieser Leitfaden ist vor allem das Ergebnis meiner Erfahrung als Redner, Toastmaster und Mentor.
Außerdem möchte ich auf diese drei empfehlenswerten Bücher hinweisen, die ich gelesen habe, bevor ich den Leitfaden geschrieben habe. Einige Ideen dieser Bücher sind in den Beitrag eingeflossen und werden in den Büchern noch detaillierter ausgeführt. Rezensionen zu den Büchern gibt es in meiner Leseliste.
- Martin Dall (2014): Sicher präsentieren: wirksamer vortragen
, Redline Verlag (ISBN-10: 3868815341)
- Anita Hermann-Ruess (2014): Emotionale Rhetorik: Mit Worten begeistern, beeindrucken, berühren
, GABAL Verlag (ISBN-10: 3869365625)
- Claudia Nöllke (2009): Präsentieren: TaschenGuide
, Haufe TaschenGuide (ISBN-10: 3648045830)