Wie wird man ein guter Redner?

„Reden lernt man durch Reden“ – so ein Zitat des römischen Philosophen Cicero. Es führt kein Weg daran vorbei, Erfahrungen zu sammeln.

 

Wenn du ein professioneller Redner werden willst, solltest du jede Gelegenheit nutzen, die sich zum Redenhalten ergibt.

Und das müssen nicht unbedingt große Ereignisse wie Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern sein. Du triffst eine alte Freundin wieder? Halte eine kleine Spontanrede zur Begrüßung! Du verbringst Zeit mit deinem kleinen Neffen? Erzähle ihm voller Emotionen ein Märchen, das du auswendig kannst.

Als Student oder Schüler ergeben sich häufig Gelegenheiten, Referate zu halten. Nutze sie, damit du später im Berufsleben entspannter mit solchen Situationen umgehen kannst. Mutige können sich bewusst in Situationen begeben, in denen der soziale Druck hoch ist. Ich habe mal zur Übung eine kurze Rede in einer Sbahn gehalten. Das tat weh, hat mir aber Gelassenheit geschenkt.

Mit Gleichgesinnten zu üben hilft enorm, um seine Redefähigkeiten zu verbessern. Ich bin seit mehreren Jahren Mitglied in einem Toastmasters Club. Meine erste Rede habe ich auf Video aufnehmen lassen. Wenn ich sie mir heute ansehe, bin ich erstaunt, wie viel Unsicherheit ich damals ausgestrahlt habe. Meine Nervosität ist durch die regelmäßige Übung immer weniger geworden. Ganz verschwunden ist Sie nie; doch während sie früher mich kontrollierte, kontrolliere mittlerweile ich sie.

Probiere dich aus!

Wenn du ein guter Redner werden willst, darfst du nicht stehenbleiben. Probiere dich in verschiedenen Rollen aus. Du bist gut darin, Fachvorträge zu halten? Schaffe dir eine Gelegenheit, um eine emotionale Rede zu halten, zum Beispiel auf dem Geburtstag eines Freundes. Experimentiere mit unterschiedlichen Stilmitteln wie Humor, Metaphern oder Fragen.

Öffne dich in deiner Rede!

Vielen Rednern fällt es schwer, eine Rede zu halten, in der sie etwas über sich selbst preisgeben. Doch die besten Reden sind meist die, in denen der Redner dem Publikum einen Einblick in sein Seelenleben gewährt. Je emotionaler, desto besser. Ich habe oft beobachtet, wie das Publikum regelrecht aufwacht, wenn der Redner sich öffnet und etwas Persönliches preisgibt. Manch einer denkt jetzt vielleicht: „Bei Reden im privaten Rahmen ist dies angemessen aber bei Fachtagungen oder Konferenzen ist es unpassend, meine Rede durch persönliche Anekdoten emotionaler zu gestalten.“

Doch dann möchte ich fragen: Welcher Redner bleibt dem Publikum in Erinnerung? Derjenige, der fachmännisch und ohne Emotionen eine Fachvortrag „runterrattert“, möglicherweise sogar abliest? Oder derjenige, der durch persönliche Geschichten das Publikum in seinen Bann zieht? Nehme dir vor, in jedem Vortrag mindestens eine persönliche Geschichte einzuflechten – egal, wie trocken das Vortragsthema ist. Dadurch wird sich die Beziehung zum Publikum spürbar verbessern.

Teste deine Grenzen!

Ein russisches Sprichwort besagt: „Wer einmal auf dem Meer war, scheut sich nicht vor Pfützen“. Am meisten weitergebracht haben mich die Reden, in denen ich mich ein Stück aus dem Fenster gelehnt habe und ungewöhnliche Dinge ausprobiert habe. In meiner bisher besten Rede habe ich mich auf dem Boden gewälzt und mir am Ende Lippenstift in das Gesicht geschmiert. Vorher hatte ich große Bedenken, dass ich mit dieser Rede den Bogen überspanne. Doch mein Publikum war von der Rede begeistert. Und ich hatte als Redner ein Plateau überwunden. Für weitere Tipps, wie du ein Top-Speaker werden kannst, empfehle ich dir diesen Artikel.

Rhetorik-Trainings helfen dir weiter!

Abschließend ein kleines Plädoyer für Rhetorik-Seminare und Redeclubs wie Toastmasters: Man braucht sie nicht, um ans Ziel zu gelangen. Doch sie helfen uns beim „Feintuning“. So werden bei den Toastmasters die Füllwörter wie „Äh“ oder “ Ähm“ abgeklingelt und notiert. Der Redner wird für seine Füllwörter sensibilisiert und kann sie reduzieren. Durch ausgiebiges Feedback von Mitgliedern und Gästen erkennt er seine Stärken und Schwachstellen und kann sich so kontinuierlich verbessern. Was ich von Rhetorik-Seminaren halte, kannst du hier lesen.
 
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