Im Redeclub „Toastmasters“ hält jedes neue Mitglied zum Einstand eine etwa fünfminütige Rede. Dieser Vortrag wird „Eisbrecher“ genannt. Üblicherweise sprechen die neuen Mitglieder über ihren Lebensweg, ihre Hobbys und ihrer Motivation, dem Redeclub beizutreten.
Paul, ein sympathischer, schlaksiger Mann in den Vierzigern, wählte einen komplett anderen Ansatz für seinen „Eisbrecher“. Er beschrieb seinen IT-Job bis ins letzte technische Detail und verwendete dabei viele Fachwörter. Er blendete völlig aus, dass die Mitglieder des Clubs seine Person kennenlernen wollten und nicht seinen Job. Außerdem fehlte den meisten Mitgliedern das technische Vorwissen, um seinen Vortrag zu verstehen.
Paul hatte einen typischen Anfängerfehler begangen: Er hatte seinen Vortrag nicht auf die Bedürfnisse des Publikums abgestimmt. Nach kurzer Zeit hörte ihm niemand mehr zu. Behalte während der Redevorbereitung immer die Interessen deiner Zuhörer im Blick. Wenn sich Besucher einer Fachmesse eine Rede anhören, wollen sie neue Informationen erhalten und sich beruflich weiterentwickeln. Die Gäste einer Hochzeit wollen von einer Trauzeugenrede unterhalten und berührt werden.
Analysiere die Erwartungen deiner Zuhörer
Je besser du deine Zuhörer einschätzen kannst, desto besser stehen deine Erfolgschancen. Was hat sie dazu bewogen, zu deinem Vortrag zu gehen? Du kannst dir die Interessen des Publikums vor Augen führen, indem du folgende Fragen über deinen „Durchschnittszuhörer“ beantwortest:
- Was ist seine Motivation, zu meinem Vortrag zu gehen?
- Welche Interessen hat er in Bezug auf mein Thema?
- Wie gut kennt er sich bereits in meinem Vortragsthema aus?
- Wie alt ist er?
- Ist er freiwillig bei dem Vortrag oder nicht?
Diese Liste lässt sich beliebig erweitern. Je mehr du über deinen Zuhörer weißt, desto besser. Vielleicht denkst du dir jetzt: „Wie zur Hölle soll ich einen Durchschnittszuhörer bestimmen, wenn das Publikum buntgemischt ist? Das ist doch unmöglich!“
Es stimmt natürlich, dass dieser Ansatz bei einem gemischten Publikum nicht so gut funktioniert. Konzentriere dich in diesem Fall einfach darauf, den Vortrag so unterhaltsam und informativ wie möglich zu gestalten.
Bereite den gesamten Vortrag aus der Perspektive deines Durchschnittszuhörers vor.
Bringe die Informationstiefe deiner Rede mit seinem Kenntnisstand in Einklang. Wenn er sich in deinem Thema nicht gut auskennt, sollte dein Vortrag nicht mehr als eine thematische Einführung sein. Du kannst übrigens ein Miniprofil deines Durchschnittszuhörers anfertigen und an den Monitor heften. So behältst du ihn immer im Blick.
Gestalte deinen Vortrag so unterhaltsam wie möglich, wenn deine Zuhörer nicht freiwillig anwesend sind. Erzähle Geschichten, verwende bildhafte Sprache und verzichte auf Fachwörter. Damit kannst du eine geringe Eigenmotivation zumindest teilweise ausgleichen. Auch deinen Humor solltest du mit Bedacht wählen. Ein junges Publikum amüsiert sich über ganz andere Dinge als ein älteres.