Redenschreiben: Tipps, wie dein Redemanuskript gelingt

Sollte man eine Rede immer aufschreiben?

Es nicht immer notwendig oder wünschenswert, eine Rede komplett aufzuschreiben. Im Gegenteil: Eine ausformulierte, abgelesene Rede nimmt dem Redner die Spontaneität und lässt ihn auf der Bühne steif wirken. Wer sitzt schon gerne in einer VORlesung?
 
Trotzdem kann es sich lohnen, eine Rede zu Papier zu bringen – solange man sie nicht während des Vortrags vorliest. Wenn wir die Rede aufschreiben, erkennen wir besser, ob die Struktur stimmig ist und die Argumente überzeugen.
 
Für die meisten Reden ist es ausreichend, Stichpunkte aufzuschreiben oder eine PowerPoint Präsentation zu erstellen.
 
Bei manchen Anlässen bietet sich sogar eine Spontanrede an. Dieser Beitrag zeigt dir, wie eine Spontanrede gelingt.

Wann benötigt man ein Manuskript?

Manuskripte werden vor allem für Reden erstellt, die in einem formellen, meist beruflichen Kontext gehalten werden. Auch Politiker arbeiten häufig mit Manuskripten: Man denke an eine feierliche Eröffnungsrede der Bundeskanzlerin. Bei bedeutsamen Reden im Privatleben – zum Beispiel Hochzeits- oder Trauerreden – nimmt man ebenfalls die Feder in die Hand.
 
Offensichtlich besteht Nachfrage nach Redetexten – Zeugnis davon sind Freiberufler, die ihr Geld als professionelle Redenschreiber verdienen. Es gib sogar einen Berufsverband, indem deutsche Redenschreiber organisiert sind.

Sieben Tipps, damit das Redenschreiben gelingt

Wenn es darum geht, einen Text zu Papier zu bringen, hat jeder seine eigene Strategie. Ein bisschen Inspiration schadet allerdings nie. Die folgenden sieben Tipps sind für mich eine große Stütze.

1. Beginne mit einer Brainstorming-Einheit

So simpel und doch so effektiv: Schreibe als ersten Schritt der Vorbereitung alle Ideen, die dir zu deinem Redethema in den Sinn kommen, ohne Struktur auf eine leeres Blatt Papier. Oftmals erkennst du so, welche inhaltlichen Schwerpunkte du in deiner Rede setzen willst. Das wiederum ermöglicht dir, Zeit bei der Recherche zu sparen. Vermeide beim Brainstorming Unterbrechungen jeglicher Art – denn du willst deine Kreativität ausreizen.

2. Gehe beim Redenschreiben Schritt für Schritt vor

Für mich hat es sich bewährt, die verschiedenen Schritte des Redenschreibens konsequent voneinander zu trennen. Zuerst recherchiere ich über mein Thema. Dieser Teil der Vorbereitung beansprucht in der Regel die meiste Zeit. Sobald ich genug Stoff habe und mich im Redethema kompetent fühle, bringe ich den ersten Entwurf zu Papier. Dann und erst dann kommt der dritte Schritt – das Lektorat. Bei mir ist der erste Entwurf meist wie ein trüber Stein mit Ecken und Kanten. Erst durch ein sorgfältiges, meist mehrstündiges Lektorat bekommt der Text Konturen und lässt sich flüssig vortragen.

3. Schreibe deine Rede über mehrere Tage

Meine besten Reden sind nicht an einem einzigen Tag entstanden, sondern über mehrere Wochen. Dabei hat es sich bewährt, den ersten, fertig lektorierten Entwurf mindestens einen ganzen Tag nicht anzufassen. Dieser zeitliche Abstand ermöglicht dir, Dinge zu erkennen, die du beim ersten Lektorat übersehen hast.
 
Oft habe ich meine Rede nach einer mehrtägigen Kreativpause deutlich gekürzt oder Abschnitte umgeschrieben, die inhaltlich nicht stimmig waren. Ein ausgereifter Redetext entsteht nicht über Nacht – er entsteht je nach Länge über mehrere Tage oder gar Wochen.

4. Sorge dafür, dass jeder Punkt deiner Rede die Kernbotschaft unterstützt

Fast jede gelungene Rede hat eine Kernbotschaft, die sich in einem einzigen Satz formulieren lässt. Sie sollte in deiner Rede so prominent sein, wie die Sonne im Sonnensystem: Jedes Argument und jede Information sollte sich um sie drehen.
 
Wenn deine Kernbotschaft lautet „Regenwürmer sind die heimlichen Herrscher der Erde“, dann sollte jeder Satz in deiner Rede, diese Botschaft unterstützen. Die Kernbotschaft ist also der „Inhalte-Filter“ deiner Rede. Wenn ein Satz deine Kernbotschaft nicht ausreichend unterstützt, streiche ihn raus.
 
Zusammengefasst: Sorge dafür, dass du eine klare Kernbotschaft hast. Und streiche alle inhaltlichen Punkte, die die Kernbotschaft nicht unterstützen.

5. Benutze leicht verständliche Sprache

Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen einem Vortrag und einem Text. Wenn ich einen Satz in einem Text nicht verstehe, kann ich ihn noch mal lesen. Diese Möglichkeit besteht in einer Rede nicht. Wenn ich etwas elementar Wichtiges nicht verstanden habe, kann ich der gesamten Rede nicht mehr folgen.
 
Wie kannst du als Redner dafür sorgen, dass dein Publikum dir jederzeit folgen kann? Eine klare Kernbotschaft und eine stimmige Struktur sind wichtige Voraussetzungen. Außerdem solltest du leicht verständliche Sprache verwenden. Ich habe häufig den Ratschlag gehört: „Sprich wie du schreibst.“ Ich stimme dieser Empfehlung nur eingeschränkt zu, da viele Menschen sehr unverständlich sprechen und zum Beispiel zu viele Fachtermini benutzen.
 
Als Redenschreiber wirst du enorm profitieren, wenn du lernst, verständlich zu schreiben. Ein empfehlenswertes Standardwerk für diesen Zweck ist Deutsch für Profis von Wolf Schneider. Dieses Buch sollte man mehr als nur einmal lesen. Empfohlen wurde mir dieses Werk übrigens von einem professionellen Redenschreiber, dessen Seminar ich besucht habe.

Einige Grundregeln für verständliches Deutsch:

Fachjargon vermeiden (es sei denn, das Publikum besteht nur aus Experten)
Kurze Sätze (Richtwert: 8-10 Wörter pro Satz)
Floskeln vermeiden (nichts sagende Wörter, die den Text unnötig aufblähen, z. B. „quasi“ oder „nämlich“, aber auch Höflichkeitsfloskeln wie „es freut, mich dass Sie so zahlreich erschienen sind“ oder „danke für die Aufmerksamkeit“)
Auf Passivkonstruktionen verzichten (z. B.: „Der Saal wurde durch die Rednerin zum Kochen gebracht.“ Besser: „Die Rednerin brachte den Saal zum Kochen.“)
Nominalkonstruktionen vermeiden (z. B.: „Ich zeige in meiner Rede Möglichkeiten zur Verbesserung der Wasserversorgung auf.“ Besser: „Ich zeige in meiner Rede auf, wie wir mehr Menschen mit Wasser versorgen können.“)
Auf abgegriffene Sprichwörter verzichten (z. B. „wie es aus dem Wald schallt, so schallt es zurück“ oder „Lügen habe kurze Beine“)

6. Lese den Redeentwurf laut vor – am besten vor anderen Menschen

Wenn du die Rede laut vorliest, wirst du merken, ob du wie ein Mensch oder wie ein Fachartikel klingst. Du nimmst wahr, wo es in deiner Rede noch hakt, weil die Übergänge noch nicht flüssig sind.
 
Häufig erzielst du noch bessere Ergebnisse, wenn du deine Rede einer anderen Person vorliest. Denn oftmals haben wir bei unseren eigenen Werken einen Tunnelblick und übersehen Schwächen.

7. Lege dir eine Liste mit Zitaten an

Treffende Zitate verleihen deiner Argumentation Autorität und machen die Rede unterhaltsamer. Sie sind in einem Vortrag die Sahne auf dem Kuchen.
Doch wo findet man passende Zitate? Eigentlich überall: in Zeitungsartikeln, in Talkshows oder in Vorträgen. Doch meistens haben wir sie nach kurzer Zeit wieder vergessen, weil wir sie nicht aufschreiben.
 
Wenn du regelmäßig Reden schreibst, lohnt es sich, eine Zitate-Liste anzufertigen. Dort trägst du alle Zitate ein, die du in deinem Alltag aufgeschnappt hast.
 
Wenn ich für eine Rede ein treffendes Zitat brauche, kann ich sicher sein, es in meiner Liste zu finden. Denn meine Zitate-Liste ist fast zwanzig Seiten lang.
 
Redenschreiben ist kein Hexenwerk sondern ein Handwerk, das jeder lernen kann. Und wie bei jeder anderen Fertigkeit gilt: Je häufiger man es macht, desto besser wird man.
 
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